18
Aug
2006

TAG 7 - 20060818

Tel Aviv

Eine Unterhaltung mit einem Zeitzeugen des Attentats auf die Israelischen Sportler 1972. 2006 im "Haus München", einer Jugendherberge in Tel Aviv, finanziert von der Deutschen Bundesregierung. Diese Kombination und die Bilder der getöteten Sportler, die in der Lobby von den Wänden lachen, lassen mich das Thema auf den aktuellen Film von Steven Spielberg lenken. "Er habe schon bessere Spielberg-Filme gesehen", meint der 45 jährige, grau-melierte Ex-Soldat. "Heute in einem Hollywoodfilm über die Rache des Mossads zu spekulieren, sei etwas "ungenau". Offiziell war das ja eigentlich gar nicht der "Dienst". Niemand kann heute in einem Film darstellen, was damals passiert ist." (Die Absicht, das nicht zu tun, wird aber IMHO auch im Vorspann erwähnt...)
Er, als gebürtiger Jerusalemer, hat jedenfalls andere Erinnerungen an diese Zeit...

Peer 23
DSC_16211

16
Aug
2006

TAG 5 - 20060816

Haifa lebt

Auf den Straßen von Tel Aviv nach Haifa herrscht auch heute, zwei Tage nach Beginn des Waffenstillstandes, reger Heimreiseverkehr. Sich gegenseitig überholende, volle Reisebusse Richtung Norden, leere Busse in der Gegenrichtung.
(Öffentliches Busfahren ist hier übrigens wegen Bombenanschlägen angeblich gefährlich; die Fahrweise der Busfahrer allerdings auch)

Haifa - "beach statt Bunker" - business as usual
Haifa beach - business as usual
Klicken, um Google Earth zu ÖffnenGOOGLE EARTH LOCATION


Gemischte Gefühle?

Hierzulande schlägt die Siegesstimmung in unsichere Ausgelassenheit über. Schließlich hat man die Hisbollah in die Knie gezwungen (aber eigentlich doch nicht) und man lebt in einem großartig starken Land, mit großartig patriotischen Politikern (welche jetzt aber doch eingehend befragt werden und eigentlich nur mehr die Verantwortung für den Krieg übernehmen sollen…).
Zitternde Erleichterung auch bei den heimkehrenden, jungen Soldaten und bei denen, die nicht eingezogen wurden. Trotzdem wird keine große Sache daraus gemacht, schließlich schwingt bei all dem auch der Gedanke an weitere Waffenarsenale der Hisbollah, deren mächtige Unterstützer und die nächste Eskalation mit. Der beschwörend und leise ausgesprochene Satz (…den man auch in Israel „seit der Vogelgrippe“ nur zu gut kennt…) „Die Frage ist nicht OB, sondern WANN“ ist in aller Munde.
Ein optimistischer Kibbuzler, der seinen dreijährigen Militärdienst noch nicht abgeleistet hat, stellt Israel als unbesiegbar da. Ideologisch wie auch militärisch. „Das ist unser Land und wir werden es bis zuletzt verteidigen.“ Warum es immer wieder zu den Auseinandersetzungen kommt, kann er nicht so genau sagen.
(Am Rande bemerkt: Die Pronomen UNSER und WIR sind im Wortschatz der Kibuzzler relativ sehr, sehr bedeutend…)

Die Menschen haben Ihre Stadt wieder...

Wer stolz ist, zeigt das auch. Mit einer Flagge am Auto. Oder zwei.
DSC_1554_1_auto

15
Aug
2006

TAG 4 - 20060815

Ein Ghedi - Massada - zwischen Sodom und Gomorra

Sunrise - Ein Ghedi "beach"
DSC_1010_1_einghedi
Ja, zwischen einer großen gesättigten (?) Salzlösung und der Wüste Ha-Negev leben Menschen. Heute eher aus historischen Gründen, denn selbst die wenigen Oasen, die ein wenig Trinkwasser liefern, bieten keine berauschenden Lebensumstände. Tourismus, Salz & Heilschlammvermarktung, hier und da eine Palmen-Plantage und natürlich 1-2 Kibbuze… Die historischen Gründe hier zu leben sind darauf zurückzuführen, dass hier einst eine üppige Fauna und Flora zu finden war… Je nach amtierendem Eroberer oder selbst ernannter Weltmacht, wurden die Siedlungen geprägt, zerstört oder wieder aufgebaut. Einsiedelnde Klöster, Mönche die in Höhlen leben und Siedler, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, große Teile des alten Testaments niederzuschreiben und es für die Nachwelt in Höhlen (Qumran) zu verstecken. Andere wertvolle Aufzeichnungen aus Qumran sind römischem Feuer zum Opfer gefallen.

In der Oase Ein Ghedi traf ich am nächsten Tag noch mal einen der gestrigen Kibbuzler. Nur EINEN. Keine Gruppe, kein Kollektiv, kein WIR und UNS. Komisch eigentlich.

Due South - auf dem Weg nach Massada
DSC_1464_1_strasse

Massada cable car
DSC_1334

Klicken, um Google Earth zu ÖffnenGOOGLE EARTH LOCATION

DSC_0962

Irgendwas rund um die 40°C - "auch sehr schön, auch sehr heiß"
DSC_1407_me

Salzwasser zwischen Israel und den syrischen Bergen
DSC_1344_1_tempel

14
Aug
2006

TAG 3 - 20060814

Von Jerusalem...

Oberhalb der Yafo-Street und "Begin-North" in einem jüdischen Stadtteil
DSC_0733

Ein arabischer Markt, der sich hinter dem Jaffa-Tor in der Jerusalemer Innenstadt auftut
DSC_0692

DSC_0690

Zion Gate
DSC_0621


...nach Ein Ghedi
Kamel neben Sealevel-Schild
DSC_0805
Kamel neben Straßenhändlern
DSC_0820


"Kommun-ismus" oder "Kibbuz on Tour"

Wer im Kibbuz noch nicht genug Punkte gesammelt hat, der bleibt auch im hier im gelobten Land. Später kann man die Punkte aber auch für Reisen ins Ausland verwenden. Sonst ist das Ausland eigentlich tabu... Sind die Eltern im Ausland, darf man die Verwandtschaft schon besuchen....
DSC_0962
Klicken, um Google Earth zu ÖffnenGOOGLE EARTH LOCATION

Eine sich alles teilendes Kollektiv aus dem Kibbuz ein paar Kilometer südlich von Ashdod ist jedenfalls im Moment auf Israel-Rundreise (wie unzählige andere Gruppen auch...)
Abgestiegen sind die Jugendlichen für einen Tag im Kibbuz in Ein Ghedi. (Man scheint sich ja unter Gleichgesinnten auch zu helfen…) Normalerweise gehen diese sommerlichen Reisen in den Norden, wo es etwas kühler und grüner ist. Heuer eher nicht. (Anm: der viel versprechendste Prospekt, der vielen Jugendherbergen, welcher auch die schönsten Bilder der blühendsten Landschaft beinhaltet, hat den sprichwörtlichen Haken im Kleingedruckten. Denn geworben wird auch mit der praktischen Nähe zu Qiryat Shmona)

Diese eine gemeinsame Nacht in Ein Ghedi, zwischen Wüste, Bergen und dem toten Meer auf einer Seehöhe von Minus vierhundert-irgendwas hat uns auch gewissermaßen zusammengeführt. Als Besucher, der Israel kennen lernen will, ist man ja auch herzlich willkommen. Als Österreicher braucht es dann doch noch ein paar gewichtige anti-antisemitische Argumente, um nicht als Nazi abgestempelt zu werden. Sätze wie „We love + Landescode “ oder „We hate + Landescode“ gehen schnell über die Lippen.

Tai Chi vor dem Abendessen vom Lagerfeuer (...übrigens auch kein Grund, die Waffen wegzulegen...)
DSC_0950
Klicken, um Google Earth zu ÖffnenGOOGLE EARTH LOCATION


Die Emotionen kochen, ob der angeborenen Paranoia, schnell über; einerseits ist man ja ein friedliebendes Volk, andererseits wird das auch gerne mit Waffengewalt unter Beweis gestellt. Man muss sich ja schließlich verteidigen. Zuerst gegen die Araber, dann auch gegen den Rest der Welt, der schlecht über die Juden spricht. Gründe dafür will man nicht kennen.
Warum gehen Bilder nur die Bilder von toten, libanesischen Kindern um die Welt? Die Bilder der toten Israelis werden ganz einfach nicht im Fernsehen gezeigt; Pietät und Respekt spielen in diesem Fall eine wichtige Rolle. Trotzdem will man die Botschaft irgendwie an den Mann, den Europäer, den Amerikaner bringen.
DSC_0935_1
Klicken, um Google Earth zu ÖffnenGOOGLE EARTH LOCATION

Auswirkungen auf das tägliche Leben hat der Krieg kaum. Ein gewisses Maß an Gefährdung ist man gewohnt; sei es durch „die Araber“ im Norden oder „die Araber“ im eigenen Land. Der morgige Ausflug der Gruppe durch die judäische Wüste wird trotzdem nicht strenger bewacht als sonst. Auch wenn man sich der Gefahr bewusst ist. „That’s Israel, that’s the reality. That’s our life.“ – tönt es immer wieder einstimmig.

Geteilt wurde übrigens auch mit mir. Teilweise auch die eigene Meinung. Und das Abendessen! Das kleine Geschenk, das ich der Gruppe mitgegeben habe, wollen sie sich auch teilen. Eine Baseballkappe….

13
Aug
2006

Tag 2 - 20060813

YERUSHALAYIM

Kürzlich im jewish youth hostel: Zehn 14-jährige Mädls an der Rezeption. Fünf weitere im schattigen Innenhof. Jedenfalls genug Mitglieder einer der vielen jüdischen Jugendgruppen, die das Land bereisen, um der ein wenig älteren 16. Person, einer Betreuerin, das Recht und die Pflicht zu geben, einen einläufigen Repetierer geschultert zu haben. Doch das Gewehr stört die Jugendlichen nicht. Auch nicht beim Fußballspielen.

Auch bei den weiblichen Securities (im Café, auf der Straße, bei der Tankstelle, eigentlich bei jedem Torbogen, der den Eingang zu Irgendwas darstellt...) scheint der Patriotismus tief zu sitzen. Eines ist allen klar: man will die Hisbollah besiegt wissen. Der geplante Waffenstillstand morgen Früh kann dieses Ziel jedoch kaum erfüllen.

Noch an diesem Abend in einer Strasse, die zuletzt 97 und 99 Ziel von Selbstmordattentätern war; zwei Junge Soldaten in einer der vielen kleinen Bars: Nein, sie haben keine Angst vor den Bomben; sie haben auch nichts gegen die Araber, im Gegenteil, sie übernehmen auch gerne die eine oder andere, alte oder neue Tradition: Wasserpfeifen, Speisen und auch Hasch.

„Probleme“ mit Touristen

Die 3-fach heilige Altstadt von Jerusalem bietet nicht nur die vielen Sehenswürdigkeiten, Heiligtümer und Wohngebiete, sondern nachts können Touristen hier auch das „volle Programm“ bekommen: Eigentlich sind Letztere nachts hier unerwünscht. Und das kann auch Spannungen und „Probleme“ bringen. Das jüngste dieser Probleme hatte die Ermordung eines italienischen Tourists, vor wenigen Tagen, zum Inhalt. Von jüdischen Stimmen wird deutlich betont, dass in diesem Fall junge Araber am Werk waren...

Peacemaker

Exkurs in die verniedlichende Nomenklatur: Für die vielen privaten Waffen, die hier offen getragen werden, gibt es auch eine Art Waffenschein. „Gut so“, wie ein junger unbewaffneter Mann in Jerusalem meint, „denn es gibt viel zu viele Verrückte in diesem Land“. Und außerdem: bitte, das sind keine WAFFEN sondern nur PEACEMAKER…
(Beim security-check vor der Klagemauer, weist ein Schild den Besucher darauf hin, man möge doch so nett sein, und das Personal über selbst mitgebrachte „Peacemakers“ in Kenntnis setzen)
Der sich aufdrängende Vergleich: bewaffnete Religionslehrer mit Erstklässlern beim Lehrausgang im Stephansdom.

21.00 Uhr in der Yafo(Jaffa)-Street - Jerusalem
DSC_0161_1

12
Aug
2006

Tag 1 - 20060812

TEL AVIV - Friedliche Unterstuetzung des Krieges

Wie in so vielen grossen Staedten, in so vielen Laendern, die in den Krieg ziehen, kocht die Stadt voller Euphorie. Mittendrin aber doch in sicherer (?) Entfernung. Nahe genug an der imaginaeren Linie, die von Nasrallahs Raketen erreicht werden koenn(t)en, aber doch noch unverwundet und kraeftig genug, um hinter der Grundidee und dem Staat Israel zu stehen. Vergleiche und von der Realitaet nicht weit entfernte Szenarien werden nicht verdraengt, sondern laut ausgesprochen: "Man stelle sich vor, hier in diesem Wohnviertel, 50 Raketen an einem Nachmittag". Das erinnert doch an den Februar 91... (iranische SCUDs landen auch in Tel Aviv)
DSC_0021_1

DSC_0024_1
Die Strandbars und Geschaefte bereiten sich nicht auf den Sonnenuntergang und das rituelle Ende des Sabbats vor, sondern sind auch schon in der Nachmittagshitze ueberlaufen. Auf dem Peer 23 winken Kinder, nach heftiger Aufforderung Ihrer Eltern, mit geteilter Begeisterung den Kampfhubschraubern zu. Im 5-Minuten Takt schweben diese entlang der Kueste landauf- und abwaerts. Dieser Nord-Sued-Verkehr stoert die Idylle nicht. Das Gespraechsthema Nummer 1 bleibt aber die juengste Entwicklung der 50 Jahre alten Problematik in diesem Land.
DSC_0072_1

DSC_0074_1

DSC_0088_1
logo

Israel 08-2006

Tel Aviv - Jerusalem - Ein Ghedi - Haifa - Tel Aviv

Zufallsbild

DSC_0962

User Status

Du bist nicht angemeldet.

ABOUT

alle Bilder (c)

Aktuelle Beiträge

TAG 3 - 20060814
Von Jerusalem... Oberhalb der Yafo-Street und "Begin-North"...
hoax - 22. Aug, 16:36
Tag 1 - 20060812
TEL AVIV - Friedliche Unterstuetzung des Krieges Wie...
hoax - 22. Aug, 12:53
TAG 4 - 20060815
Ein Ghedi - Massada - zwischen Sodom und Gomorra Sunrise...
hoax - 22. Aug, 12:48
TAG 5 - 20060816
Haifa lebt Auf den Straßen von Tel Aviv nach Haifa...
hoax - 22. Aug, 12:22
Tag 2 - 20060813
YERUSHALAYIM Kürzlich im jewish youth hostel: Zehn...
hoax - 20. Aug, 18:03

Web Counter-Modul

Suche

 

Status

Online seit 7028 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 22. Aug, 16:36

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren